Viva España!
17:43
Anfang des Jahres hatte ich Zeit für einen kleinen Kurztrip nach
Spanien. Das war das erste mal, seit 2006 (?), dass ich dort wieder
hinkonnte und zudem war das auch noch erstmals ausserhalb eines normalen
0815-Strandurlaubs (den ich damals mit der Sportjugend RLP in Ampuria
Brava verbracht habe), Staedtetrip stand auf dem Programm - möglichst
viel Kultur in kurzer Zeit.
Auf unsrer Reiseroute lag ein Flug nach Madrid mit Unterkunft in dem
überraschend einfachen, aber sehr guten, günstigen und zentralen Hostel
"AWA Madrid City Center Hotel" (nein, ich krieg kein Geld für die
Werbung, finde nur es kommt auf Hostelworld.com mit 88% guten
Bewertungen schlecht weg, dafür dass es so gut ist). Von dort aus ging
es für einen Tagesausflug nach Valencia und für eine Nacht in ein
kleines Nest in La Mancha, zwecks Weingüter anschauen - ein bisschen was
fürs Studium muss ja auch getan werden.
Ziemlich verwirrend, wenn man im halbkühlen Deutschland losfliegt, zur
Sicherheit noch den dicken Wintermantel einpackt, man vom Flugzeug aus
schneebedeckte Berge sieht (und denkt, dass der Wintermantel eine sehr
gute Entscheidung war) und nach der Ankunft aufpassen muss keinen
Sonnenbrand zu kriegen und sich zu ärgern, warum man zur Hölle keine
kurze Hose eingepackt hat.
Nach unsrer Ankunft und einem kleinen, dezent verwirrten Fussmarsch zum
Hotel/Hostel machten wir uns auf die Suche nach Abendessen und einen
kleinen Erkundungstrip durch die Innenstadt. Blöd wie man als
unvorbereiteter Touri leider ist landet man natürlich erstmal genau da,
wo man hingehört: Im Tourizentrum. Nichts desto trotz gab es auch hier
das ein oder andere schöne Gebäude zu entdecken und letztendlich fanden
wir sogar einen passenden Platz zum Abendessen.
Zu den Füßen dieses imposanten Gebäudes konnten wir letztendlich unsere
Tapas genießen... wobei genießen in meinem Fall wohl das falsche Wort
ist. Den ganzen Aufenthalt lang sorgte dieses typisch spanische Gericht
(was alle ja sooo sehr lieben) für puren Stress meinerseits. In
ständigem Zwiespalt zwischen Hunger, Futterneid und Höflichkeit, noch
eine einigermaßen angemessene Unterhaltung zu führen, nachdem man
stundenlang wenigestens nach irgendwas Vegetarischem gesucht hat ist
mehr als schwierig.
Da war diese
(natürlich auch sehr touristische) Markthalle mit lautem Trubel und
allerlei Essen und Trinken definitiv mehr mein Geschmack. Jeder kann
sich suchen, was man gerne essen mag und letztendlich trifft man sich
gemeinsam mit einem Cocktail oder einem Glas Wein an den bereitstehenden
Tischen zum gemeinsamen Essen. Leider musste ich mir sagen lassen, dass
das ganze Wochenends wohl mehr als überfüllt ist - also besser unter
der Woche hingehen und bloß mit Taschendieben und falschem Wechselgeld
aufpassen!
Tag zwei unsrer Reise begann, in aller Frühe, mit einer blitzschnellen
Zugfahrt nach Valencia. Die bereits vorher gebuchten Tickets waren ihren
Preis von ca 75€ alle mal wert! Nicht nur, dass wir mit 300 km/h durchs
Land gelasen wurden, die Züge waren durchaus ruhig, neu und
komfortabel. Sogar flugzeugmäßige an-Board-Unterhaltung und ein
Verkaufswägelchen wurden uns geboten.
Vor Ort angekommen gab es eine kleine Stadtrundfahrt, welche durch das
(quasi komplett EU-geförderte) Kulturgebiete mit beeindruckenden
neuzeitlichen Prunkbauten an der ebenfalls sehr hübschen Strandpromenade
endete.
Dort angekommen durften wir die zahlreichen Kunstwerke der
Sandburgenbauer bewundern. Der ein oder Andere hat sowas vielleicht
schon gesehen, für mich war es neu und ich fotografierte auch munter
drauf los, bis ich irgendwann sachte darauf hingewiesen wurde, dass der
Künstler schon seine Gründe hat, warum er ein Schälchen neben sein Werk
stellt.
Hier sieht man Valencias historische Markthalle. An sich nichts anderes
als den Tag davor in Madrid, bis auf einen kleinen Unterschied. Hier
begann bereits das Warm-up für das Warm-up der "Las Fallas de Valencia".
Wem das ganze genauso unbekannt war, wie mir vorher, hier eine kurze
Erklärung:
"Die Fallas finden in Valencia jedes Jahr im Frühling statt. Die Valencianer und die angereisten Touristen ziehen dann 5 Tage lang feiernd durch die Stadt. Pappmaché-Figuren mit Höhen bis zu 20 Metern, die sogenannten „Fallas“, werden dabei in den Strassen errichtet, Feuerwerke werden abgebrannt, es wird gefeiert und getanzt. Ausserdem werden die ganzen Tage lang Feuerwerkskörper gezündet, wie es bei uns an Silvester gemacht wird. Der tägliche Höhepunkt im „Böllern“ in den Tagen vom 1. bis 19. März ist die um 14:00 Uhr am Plaza Ayuntamiento stattfindende „Mascetà“. Eine 5 Minuten andauernde Symphonie von Böllern, Krachern und Heulern, eigens von Pyrotechnikern geschaffen, bei der einem die Ohren dröhnen."
Weitere Infos findet man z.B. unter: wikipedia.org/wiki/Fallas
Das Pre-Warm-up äußerte sich in Form von ekelhaft lauten Böllern, die
überall (also wirklich überall!) von Menschen aller Altersgruppen, vor,
hinter, über oder neben einem gezündet wurden. Für jemanden wie mich,
die schon dem ganzen Silvestermist recht wenig abgewinnen kann, außer
die ständige Paranoia gleich blutüberströhmte verletzte Bölleropfer
vorzufinden, war das also die reinste Freude. Das gemeinschaftliche
Paellakochen wiederrum hätte ich mir bei uns eher nicht vorstellen
können, sah aber auf jeden Fall sehr nett aus.
Hier ein kleiner Ausblick, auf einen der Figuren, welche zum großen Finale des Festivals abgebrannt werden.
Rückfahrt nach Madrid bei gruseligen 300 km/h im Zug.
Ankunft am Hauptbahnhof.
Neben (künstlich oder echt) zwitschernden Vögeln, angenehmen
Temperaturen und einer fast tropischen Luftfeuchtigkeit, kann man auch
unglaublich viel Zeit damit zubringen, den putzigen Schildkröten beim
einfach nur da sein zu zu schauen.
Der vorletzte Tag unserer Reise, war wie bereits erwähnt einem kleinen
Abstecher in ein noch kleineres Dorf in La Mancha gewidmet. Schnell mit
einem Mietwagen hingefahren und die Idylle der spanischen Pampa und der
komplett Leergefegten Maut-Autobahnen genießen.
Aufbruch im Morgengrauen, zurück Richtung Madrid.
Den letzten Tag unserer Reise ging für eine der (von mir doch sehr
gemochten) Hop-on-Hop-off Bustouren samt Königsschlossbesichtigung
drauf. Natürlich eine übliche Touriattraktion, aber mit Recht. Solche
pompösen Schlösser sind in den meisten Fällen einen Besuch wert und auch
hier wurden wir nicht enttäuscht.
Rückflug nach Deutschland.
Egal wie schön solche Kurztrips auch sind, von Urlaub kann man da
eigentlich nie sprechen und zumindest ich bin oftmals froh darüber
endlich ins ruhige Deutschland zurück zu kommen, wo ich nicht mit dem
ständigen Gedanken durch die gegend laufe "Oh mein Gott, ich muss das,
das und das noch anschauen, schliesslich gehts morgen scho wieder nach
Hause."
Nichts desto trotz, war es alles in Allem natürlich die Strapazen wert
und eine weitere europäische Stadt, bildet in meinem Kopf keinen weißen
Fleck mehr auf der Landkarte.
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